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Dolce far niente – Warum Nichtstun eine wichtige Ressource ist


Anfang Juni war ich in Italien am wunderschönen Comer See und habe mal wieder ganz ordentlich genossen, die Seele baumeln zu lassen. Dolce far niente, das von den Italienern beschriebene süße Nichtstun und Lebensgefühl, will gelernt sein. Die Kunst des Müßiggangs kann eine echte Kraftquelle sein. Hirnforscher und Psychologen bestätigen die positive Wirkung absichtslosen Nichtstuns.

Grund genug öfter mal richtig faul zu sein! Doch in der Praxis gar nicht so einfach! Kennt ihr das auch, ihr lasst die Gedanken schweifen und schwupps fällt euch ein, was ihr alles noch schnell tun könntet. Wir neigen zur permanenten Beschäftigung, sind getrimmt, ständig etwas zu leisten und uns neue Ziele zu setzen. Haben wir mal eine Pause, sind wir gewohnt, uns durch Aktivitäten und Ablenkung zu beschäftigen, greifen zum Smartphone, zur Fernbedienung, zur Lektüre, etc. und lassen weitere Informationen auf uns einrieseln. Die Unfähigkeit, uns Pausen zu gönnen, bringt uns stetig an und über unsere Grenzen.

Ruhephasen und Schlaf machen schlau

Unser Gehirn erhält in jeder Sekunde Tausende von Informationen, nur knapp zwei Prozent davon können wir überhaupt verarbeiten. Mit den auf uns einprasselnden Reizen geht unser Gehirn sehr selektiv um, was für den Moment keine Bedeutung hat wird nicht gespeichert. Wenn wir einen Reiz verarbeiten, bleiben die beteiligten Nervenzellen bis zu 20 Sekunden elektrisch erregt, Reiz und Erinnerung sind präsent. Setzen wir uns nicht weiter mit ihm auseinander, wird er vergessen. Erst bei intensiverer Auseinandersetzung verlängert sich die Zeitspanne der Erinnerung.

Das Fassungsvermögen des Hippocampus ist allerdings begrenzt, daher versucht es Informationen möglichst schnell ins Langzeitgedächtnis zu überführen. Dorthin gelangen hauptsächlich Infos, die unserem Gehirn sehr wichtig erscheinen oder emotional aufgeladen sind. Die Übertragung erfolgt besonders im Schlaf oder in Ruhephasen, auch Träume dienen der Ordnung des Gedächtnisses.

Chronische Geschäftigkeit und To-Do-Listen

In der Praxis mangelt es allerdings an den nötigen Entspannungsphasen während des Tages. Studien belegen zudem eine Verschlechterung der Schlafqualität und Zunahme von schwerwiegenden Schlafstörungen und damit verbundene gravierenden Folgen für unsere Gesundheit.

Chronische Geschäftigkeit dominiert unseren Alltag, Hektik und permanenter Reizkonsum wirken sich auf die Qualität von Auszeiten und Schlaf aus. Viele wissen dabei nicht mehr, wie Nichtstun eigentlich funktioniert. Statt dem Gehirn die nötige Aus- und Verarbeitungszeit zu gönnen wird nach dem Smartphone gegriffen oder To-Do-Listen erstellt. Wir sind darauf getrimmt, ständig etwas zu erreichen, zu leisten, zu konsumieren. Dabei birgt gerade Nichtstun ein großes Potential.

Lizenz zum Müßiggang oder schöpferische Faulheit

Von vielen Wissenschaftlern und Künstlern wird beschrieben, dass die besten Ideen im Zustand einer Art Trance kommen, im Augenblick tiefer Entspanntheit, so auch bei Einsteins Relativitätstheorie.

Wie kommen wir in diese tiefe Entspanntheit?

Stopp des Multitasking, sich täglich Zeit nehmen, Störfaktoren identifizieren und minimieren und Entspannung üben, etc. Dies haben viele einfach verlernt. Nach innen spüren, mit geschlossenen Augen auf den Atem hören, das Dritte Auge zwischen unseren Augenbrauen fokussieren helfen dabei.

Entspannung ist typabhängig. Hier unterscheidet der Ayurveda die Konstitutionstypen Vata, Pitta und Kapha.

Bewegung ist das Naturell unseres Geistes, daher hat Buddha ihn mit einem Affen verglichen, der unermüdlich von sich von einem Ast zum anderen hangelt.

Das trifft insbesondere auf die Vata Typen zu. Ihnen fällt es besonders schwer, in die Ruhe und Entspannung zu kommen. Ist diese Vitalenergie mit den Elementen Luft und Äther vorherrschend, so schwirren meist tausend Gedanken wie ein ganzer Bienenschwarm im Kopf. Nervosität, Angst und Erschöpfung sind die Folge, sie kommen nicht zur Ruhe.

Bei der Pitta Konstitution brennt das Feuer, sie strotzen vor Energie und Tatendrang. Daher fällt es besonders schwer, den Verstand auszuschalten, sich in Geduld zu üben, den Leistungsanspruch und Ehrgeiz auszuschalten. Sie brauchen den Sport als Ventil, dabei sollte der Wettbewerbsgedanke mal nach hinten angestellt werden.

Kapha Typen sind von Natur aus geerdet und ruhen weit mehr in sich selbst als die Vata und Pitta Typen. Die Elemente Erde und Wasser sorgen für Struktur und Stabilität, bei einem Übermaß neigen sie allerdings zu Schwere und Lethargie und kommen von selbst nur schwer in Bewegung. In der Entspannung und bei Meditationen schlafen sie häufig ein.

Deine Dosha Entspannungs-Praxis

Vata - Kräftigende wärmende langsam fließende Asanas gepaart mit vielen Entspannungssequenzen, wärmende ausgleichende Atemübungen wie Nadi Shodhana (Wechselatmung), sanfte Musikklänge, beruhigende ätherische Öle wie Lavendel, bewegte Meditation und Visionsreisen.

Pitta – Ausgleichende, kühlende und sanfte Asanas und kühlende Pranayama Übungen wie Sitali mit gerollter Zunge sorgen für Ausgleich, gepaart mit längeren ruhigen Meditationssequenzen. Angeleitete Meditationen helfen, den Verstand auf etwas zu konzentrieren und den Kopf abzuschalten.

Kapha – Sie sind bereits recht entspannt, für Kapha Typen ist eine aktivierende Bewegung sinnvoll, um aus der Schwere in die Leichtigkeit des Geistes und Körpers zu kommen. Erhitzende und anregende Atemübungen wie die Feueratmung aktivieren den Stoffwechsel.

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