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Meine Ayurveda-Kur in Kerala - Teil 1/2

Aktualisiert: 5. Dez. 2021


Indien ist immer wieder ein Ort der tiefen Begegnung für mich. Nach meiner Yoga Ausbildung geht’s am nächsten Tag für mich schon weiter nach Kerala zu meiner Ayurveda Reinigungskur „Panchakarma“. Ich teile mit dir meine persönlichen Erfahrungen und beschreibe, wie so eine Kur abläuft und welchen Zweck sie für unsere Gesundheit hat.

Ich habe diesmal bewusst einen sehr traditionellen authentischen Ort gewählt und bemerke schnell die Unterschiede zu meiner eher sanften touristischen Ayurveda Kur vor 5 Jahren in Sri Lanka.

An dieser Stelle gleich der Hinweis, dass mir die Kur vor 5 Jahren sehr gut getan hat und eine solche Kur für viele Menschen bestimmt den richtigen Zugang und Start mit Ayurveda darstellt. Ayurvedische Panchakarma Kuren sind sehr intensiv und wirken auf allen Ebenen – körperlich wie mental. Sie sind sehr anstrengend für den Körper und sollten vorab mit einem Ayurveda Arzt oder Therapeuten im Heimatland besprochen werden, da die Belastungen u.a. auch durch Reise und Klima nicht für jeden geeignet sind.

Für mich ist dies jetzt der richtige Ort, ich lasse Erwartungen und Wünsche erstmal hinter mir, so dass ich mich ganz auf die Zeit hier einlassen und vertrauensvoll in die Hände von Dr. Ravi und seinem Team geben kann.

Was ist eigentlich eine Panchakarma Kur?

Wörtlich übersetzt bedeutet Panchakarma "Fünf Handlungen", dies bezieht sich auf unterschiedliche Maßnahmen in der Kur, die der Ausleitung von Toxinen, bzw. der Doshas Vata, Pitta und Kapha, dienen. Dosha bedeutet wörtlich übersetzt „krankmachender Faktor“ – das kann man sich so vorstellen, dass wenn ein Dosha aus dem Gleichgewicht gerät, ein Ungleichgewicht und im weiteren Schritt Krankheit entsteht. Entsprechend der eigenen Grundkonstitution „Prakriti“ (unsere Natur, angeborene natürliche Konstitution) hat jeder von uns mehr oder weniger eines der drei Doshas in sich und neigt so zu bestimmten Erkrankungen. Durch unpassende Ernährung, Lebensstil, Stress, etc. geraten wir mit der Zeit aus unserem natürlichen Gleichgewicht. Der aktuelle Zustand wird als „Vikriti“ (Abweichen von natürlicher Konstitution) beschrieben. Wenn wir von unserer Natur entfernt sind, können gesundheitliche Störungen und Krankheiten entstehen.

In einer Reinigungskur werden Körper und Geist gereinigt, Ziel ist die Wiederherstellung unseres individuellen natürlichen Gleichgewichts „Prakriti“. Zusätzlich zu den Reinigungs- und Ausleitungsverfahren gehören auch Massagen, Dampfbäder, Ernährung und Bewegung. Welche Art der Ausleitung vom Therapeuten gewählt wird, hängt von der individuellen Konstitution (Vata, Pitta oder Kapha) sowie vom aktuellen Gesundheitszustand bzw. Ungleichgewicht ab. Für eine Kur solltest du mindestens 2-3 Wochen einplanen.

Meine Motivation für die Kur

Ich gönne mit jedes Jahr eine Reinigungszeit meines Körpers – am liebsten im Frühjahr oder nach dem Sommer, dies sind die von Ayurveda bevorzugten Zeiten. Im Frühjahr, um über den Winter angesammeltes Kapha auszuleiten, nach dem Sommer hingegen akkumuliertes Pitta.

Mit meiner Vata-Pitta Konstitution neige ich zu sehr viel Aktivität in meinem Leben. Vata kommt von „Vayu“ (Luft/Wind), das Prinzip der Leichtigkeit, Veränderung, Bewegung und Dynamik. Zusammen mit dem Pitta-Feuer, dem Transformationsprinzip, sorgt es mitunter für zu viel Dynamik. Dies beeinflusst auch die Prozesse in meinem Körper.

Stressbedingt spüre ich häufig Verspannungen und falle bei zu viel Dynamik in Energielöcher. Eine regelmäßige Auszeit ist daher das schönste Geschenk, das ich mir machen kann.

Dein Körper ist dein Tempel, auf ihn zu hören, ihn zu achten und ihm gute Gaben zu schenken ist unsere Aufgabe. Das gilt insbesondere für Menschen wie mich, die energetisch arbeiten und „gebende“ Berufe ausüben.

Nun mache ich nicht jedes Jahr eine richtige Kur sondern gestalte dies auch oft für mich selbst im Kleinen, kombiniert mit ayurvedischen Anwendungen, Kräutern und Ernährung. Bei meiner ersten Kur vor 5 Jahren ist erstmals seit 25 Jahren meine leichte Form der Psoriasis/Schuppenflechte verschwunden, seitdem komme ich ganz ohne irgendwelche schulmedizinischen Mittel oder Anwendungen aus. Taucht sie an einer Stelle im Kleinen auf, weiß ich, dass es ein Hinweis ist, etwas in meinem Leben zu verändern.

Meine ersten Tage in der Kur

Ich bin Nachts angekommen, so sehe ich erst am Morgen die wunderschöne Natur mit den großen Teichen, die uns hier umgibt und die vielen bunten Vögel, die mich mit ihrem Gezwitscher willkommen heißen. Zum Frühstück gibt’s für mich heute noch normale Ayurveda Kost, die hier durch die südindische Küche geprägt ist. Reisnudeln und ein kleines Schälchen Curry, dazu einen leichten Kräutertee u.a. mit Tulsi, dem heiligen indischen Basilikum.

Ich finde meinen Weg zum alten Teil des Ayurveda Ashrams, wo Dr. Ravi seine Konsultationen abhält. Dort befindet sich auch die Yogahalle, die hausinterne „Fabrik“, in der die verwendeten Öle und Kräuterpräparate selbst hergestellt werden, und ein kleiner Tempel Schrein.

Mit Dr. Ravi besprechen wir meine medizinischen und ayurvedischen Hintergründe, Motivation für die Kur und natürlich geht es auch um Themen wie Verdauung, Lebensstil und Ernährung. Danach bekomme ich meine erste Ayurveda Anwendung mit Kopf- und Ganzkörpermassage und Ganzkörperguss eines Kräutersuds und fühle mich nach der Reise und der intensiven Zeit der Yoga Ausbildung wie neu geboren. Ich gönne mir ein kleines Nickerchen und genieße danach das leckere ayurvedische Essen. Tagesschlaf ist im Ayurveda und besonders in der Ayurveda Kur nicht empfohlen. Dies gilt besonders nach dem Essen, denn Tagesschlaf schwächt unser „Agni“ Verdauungsfeuer und somit unsere Stoffwechselleistung, welche für die Reinigungsprozesse wichtig ist. Insbesondere Menschen mit viel Kapha Energie sollten dies beachten.

Am späten Nachmittag kühlt die Temperatur ein wenig ab und eine leichte Brise weht über die üppige Natur. Ich lasse meine Gedanken in der Hängematte im Garten verfließen und mache zum Sonnenuntergang mit zwei anderen Gästen noch einen kleinen Spaziergang zu Reisfeldern und über Bananenplantagen, vorbei an winkenden Kindern hier im Mini „Dorf“. Zum Abendessen gibt es wieder ein leckeres ayurvedisches Essen, die Portionen sehen immer klein aus – doch sie sättigen wunderbar und garantieren mir einen tiefen und zufriedenen Schlaf.

Die inneren Ölungstage

An Tag 2 beginnen meine „Ghee-Tage“, die Phase der inneren Ölung. Dies ist der Teil, vor dem ich immer am meisten Respekt habe. Ghee ist geklärtes Butterfett und gehört zu jeder authentischen Panchakarma Kur. In Deutschland werden teils auch vegane Varianten mit Kokosöl angeboten, welches allerdings andere Qualitäten als das Ghee aufweist.

Was ist das Besondere am Ghee?

Um das Trinken von warmem Ghee kommt in Ayurveda-Kuren niemand herum, dieses wird morgens auf nüchternem Magen während ca. 3-5 Tagen verabreicht. Dosierung und Art der Anwendung hängt von der Konstitution, der Verdauungskraft und weiteren Faktoren ab und wird von dem betreuenden Ayurveda Arzt festgelegt.

Das Ghee-Trinken dient der Lösung und Bindung fettlöslicher Toxine. Im Gegensatz zu wasserlöslichen Toxinen, die sich z.B. unterstützt durch das Trinken von heißem Wasser am Morgen über den Urin ausscheiden, ist dies für fettlösliche Gifte nicht so einfach möglich. Hier bedient sich Ayurveda der Eigenschaft des Ghee, tief in alle Gewebe vorzudringen und fettlösliche Abfallstoffe aus allen Körperzellen zu lösen. Dies geschieht sogar aus den Nervenzellen des Gehirns, und so werden Giftstoffe zurück in den Blutkreislauf transportiert, um sie in einem späteren Schritt auszuscheiden.

An den Ghee-Tagen können Symptome wie Übelkeit, Müdigkeit, Kopfschmerzen, genauso auch Emotionen auftreten. Es ist ein anstrengender Prozess für den Körper, der viel Ruhe bedarf. Reaktionen sind so individuell wie wir als Menschen einzigartig sind.

Der Ekel und das Monkey Mind

Ich habe diesmal 5 Ghee-Tage, hier wird dieser Prozess intensiver durchgeführt als an anderen Orten, die ich bereits besucht habe. Allerdings fällt mir das Trinken des Ghees ab dem dritten Tag und der sich täglich erhöhenden Dosis zunehmend schwer. Ich frage mich, wie ich am nächsten Tag eine noch größere Menge einnehmen kann, allein beim Gedanken daran beginnt mein Magen zu revoltieren. Mein „Monkey Mind“ – das dauerwährend innere Geplapper – meldet sich... „iiihh so ekelig“, „wenn du das trinkst übergibst du dich gleich“. Mein "Ghee-Gesicht" dazu...

Wie wertvoll erweist es sich jetzt, mich meiner Gedanken bewusst zu werden. Identifiziere ich mich mit dem Ekel, so kommt Übelkeit hoch. Lenke ich meine Gedanken weg von Ghee und Übelkeit so kann ich mich aus dieser Spirale und Anhaftung meines Geistes an den Ekel lösen und mir jetzt es direkt deutlich besser. Ich nehme den Moment an, werde mir bewusst, warum ich diese ganze widerliche Ghee-Prozedur überhaupt auf mich nehme und Dankbarkeit breitet sich aus. Dankbarkeit, hier sein zu dürfen mir und meinem Körper diese tiefgreifende Reinigung basierend auf dem jahrtausendealten Heilwissen des Ayurveda zu gönnen. Dankbar, die tiefe Ruhe und Reinheit der Natur in mich aufsaugen zu dürfen und wieder einmal tiefer in das Ayurveda eintauchen zu können.

Über Mantra & Prana

Ich komme dennoch mit dem Ghee relativ gut zurecht und verbringe viel Zeit mit Lesen, mache Gehmeditationen barfuß auf der frchtbaren roten indischen Erde und chante stundenlang meine Mantras. Meine Ärztin hier hat mir insbesondere das Gayatri Mantra und das Beten zur Natur empfohlen. Ich liebe diesen ganzheitlichen Ansatz und spüre, dass mir die Mantras sehr viel Kraft geben und meine inneren körperlichen und mentalen Reinigungsprozesse aktiv unterstützen. „Man-Tras“ helfen dabei, den Geist (Manas) zu transzendieren, ruhig werden zu lassen und ihn von Gedanken zu reinigen - „tra“ transformieren.

Das Chanten stärkt mich jetzt besonders, es lenkt die Gedanken, scheint auf „wundervolle“ Weise die Verdauung des Ghees zu fördern und die ausgelöste Vibration wirkt auf die Nadis- die feinstofflichen Energiebahnen im Körper. Sie helfen mir, ganz bei mir zu sein und mich dem Heilungsprozess hinzugeben und zu vertrauen.

Auch die Natur, inspirierende Bücher, mein tägliches „Journaling“ (Schreib- und Reflexionspraxis) und natürlich Atmen helfen mir. Atmen, das klingt so einfach doch gerade in stressigen oder extremen Situationen vergessen wir unser wichtigstes Tool, den Atem. Sinnbildlich halten wir dann die Luft an oder beginnen flach zu atmen. In meiner Yogalehrer-Ausbildung war ich echt überrascht, wie viele Menschen nicht tief atmen können oder quasi umgekehrt atmen, d.h. beim Einatmen des Bauch einziehen. Beobachte dich selbst einmal wie du atmest. Lege dazu deine Hand auf den Bauch und schaue, was mit der Einatmung passiert. Wölbt sich der Bauch nach außen oder ziehst du ihn nach innen? Frauen haben damit oft ein Riesenthema, da viele irgendwann begonnen haben, ihren Bauch einzuziehen – bloß keinen Bachspeck zu zeigen. Ich erinnere mich, dass ich Mitte 20 mehrfach gefragt wurde, ob ich schwanger sei. Das war ich nicht und hab gelacht, aber was macht sowas mit uns? Instinktiv ziehen wir den Bauch ein und stören somit den „Prana“ – Atemfluss unseres Körpers. Im Yoga und Ayurveda wird Prana nicht nur als Atem, sondern auch als Lebensenergie beschrieben. Also Bauch bei Einatmen schön rausstrecken und dich mit viel frischer Lebensenergie füllen.

Puja-Abend im Ayurveda Ashram

Einmal im Monat gibt es hier eine Puja, eine Art Ehrehrbietung gegenüber den Göttern, die der Heilungsenergie der Gäste gewidmet ist. Pujas gehören hier zu den wichtigen Ritualen des religiösen Alltags und werden auch zu wichtigen Festen und Ereignissen abgehalten. So haben wir zum Beispiel auch unsere Yoga-Ausbildung mit einer solchen Zeremonie begonnen.

Hast du selbst Interesse an einer Ayurveda Kur? Bei Neue Wege Reisen bekommst du mit dem Stichwort „Spirited - Ayurveda & Coaching“ einen 50,- € Gutschein, diesen kannst Du nach Deiner Reise/Kur bei mir für ein (telefonisches) Beratungsgespräch (40 Min.) mit Tipps für die Umsetzung von Ayurveda im Alltag einlösen.

Im nächsten Beitrag berichte ich weiter von meinen Kur-Erlebnissen.

Viel Gesundheit Dir! Namasté Deine Tina

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Ich freue mich von Dir zu hören! Deine Tina

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