top of page

Meine Ayurveda-Kur in Kerala - Teil 2/2

Aktualisiert: 5. Dez. 2021

Vielleicht hast Du bereits den ersten Teil meines Ayurveda Kur Berichts gelesen? Ich habe zu den Hintergründen einer Panchakarma Kur geschrieben, ihre Vorzüge erklärt und mit dir meine Erfahrungen der ersten Tage geteilt. Hier kannst Du dies nachlesen.

Nach der inneren Ölung - den Gheetagen - geht es nun weiter mit der inneren Reinigung.

Loslassen – der Abführtag

Nach den Gheetagen gibt’s hier noch ordentliches Schwitzprogramm und Ölung von außen, das gehört ebenfalls zu den vorbereitenden Maßnahmen des Abführens. Im Ayurveda soll der Kopf immer kühl bleiben, daher gibt’s die Schwitzbox, in der der Körper nur bis zum Hald in heißem Kräuterdampf eingehüllt wird und der Kopf draußen bleibt. Auf dem Speiseplan stehen jetzt besonders leicht verdauliche warme gekochte Speisen wie „Kitchari“, ein Reis-Mungbohneneintopf.

Der Abführtag „Virechana“ ist gekommen. Am Morgen bekomme ich ein Mittel zum Abführen, welches eher sanft und kontrolliert wirkt, da es im Idealfall in Menge und Substanz auf die eigene Konstitution und Agni abgestimmt ist. Mit dem Abführen werden die durch das Öl gebundenen Gifte aus dem Körper ausgeleitet. Es gehört zur wichtigsten Maßnahme in der Kur, um überschüssiges Pitta aus dem Körper auszuleiten, denn Pitta hat seinen Sitz im Dünndarm.

Heute ist absolute Ruhe angesagt, damit die Reinigung auf körperlicher wie mentaler Ebene tiefgehend wirken kann. Nach der Verabreichung heißt es erstmal warten... meine Mantren begleiten mich wieder und ich bitte um einen guten Reinigungsprozess. Mit Stift und meinen Büchlein, das mich während meiner gesamten Indienreise begleitet, sitze ich auf dem warmen Balkon und blicke in die Natur. Heute ist Vollmond in Indien – ein wunderbar kraftvoller Tag für eine solch ganzheitliche und unheimlich tiefgreifende Prozedur. Ich beginne zu schreiben, Seite um Seite fließt der Text aus mir heraus. Umso leerer mein Darm wird, umso klarer fühle ich mich ;o)) Trinke Unmengen von warmem Wasser, was den Reinigungsprozess weiter fördert.

So einen intensiven Schreibprozess hatte ich schon lange nicht mehr und so sitze ich strahlend ganz für mich selbst da und bin einfach unheimlich dankbar. Ich spüre Leere und Fülle zugleich. Natürlich ist das auch eine anstrengende Prozedur für den Körper, oft kombiniert u.a. mit Bauch- oder Kopfschmerzen. Dies gleiche ich mit Ruhe, viel Wasser, einer frischen Kokosnuss und später mit Reisbrühe aus und gehe früh schlafen.

Aufbautage mit vollem Verwöhnprogramm

Am nächsten Morgen fühle ich mich noch etwas geschwächt, starte mit ein paar Atem- und leichten Dehnübungen und warmem Wasser in den Tag, bevor es eine Reissuppe gibt. So werden Magen und Darm sanft wieder auf Nahrungsaufnahme vorbereitet. Ich genieße die Stärkung und fühle mich schon bald etwas besser. Zudem beginnt ab heute das Verwöhnprogramm mit Abhyanga Ganzkörpermassagen, Stirn- und Ganzkörpergüssen und anderen wunderbaren Anwendungen. Ich genieße die sinnlichen Berührungen und die Wirkung der Öle und Kräuter.

Während der Kur werden u.a. mit den inneren und äußeren Ölungen Toxine im Körper gelöst, dies kann zu einer Erstverschlimmerung zum Beispiel des Hautbilds oder sonstiger Beschwerden wie des Bewegungsapparates führen. Bei mir hat sich dies durch Steifheit im Rücken- und Nackenbereich bemerkbar gemacht. So werden meine Anwendungen nun durch Kräuterstempel mit frischen Heilkräutern aus dem Garten ergänzt. Zusammen mit Öl und der Hitze werden die Kräuter tief ins Gewebe eingearbeitet. In meiner Praxis in Deutschland nutze ich diese Technik auch und verwende u.a. entzündungshemmende Kräuter und medizinierte Öle, die eine wunderbar nachhaltige Tiefenwirkung erzeugen.

Ich fühle mich von Tag zu Tag energievoller, reiner und ausgeglichener. Das ayurvedische Kuressen stärkt meine Verdauungskraft und versorgt mich mit allen wichtigen Nährstoffen. Die Aufbautage sind tatsächlich über den Erfolg einer Kur mitentscheidend. Wichtig ist ein langsamer Aufbau in genau der richtigen Art und Menge, begleitet wird dies meist mit der Einnahme von stärkenden und ausgleichenden Nahrungsergänzungsmitteln.

Der Tag beginnt hier früh

In Kerala leben viele Menschen noch ganz im Rhythmus mit der Natur. Mit dem Morgengrauen tönt ab 5h30 die Musikbeschallung der Tempel in mein Zimmer. Ich bin meist schon etwas früher wach und genieße nach einigen Tagen dieses Morgenritual und starte währenddessen mit einer Meditation und ein paar Atemübungen in den Tag. Ayurvedische Morgenroutine, warmes Wasser trinken, Yoga und danach ein Morgen-Meditationsspaziergang mit meiner Malakette im Garten. Um 7h30 beginnen hier meist die Anwendungen. Am Nachmittag gibt es nochmals eine Yogaeinheit.

Allerdings ist Bewegung hier nicht immer angesagt. Ich erinnere mich an die Worte des Yogalehrers zu Beginn während meiner Ghee-Tage, als ich noch voller Power und Tatendrang mich möglichst viel bewegen wollte: „Take rest and let the Ghee work“ – Also ausruhen und das Ghee in meinem Körper in Ruhe arbeiten lassen, um einen optimalen Reinigungsprozess meines Körpers zu ermöglichen.

Vasti zum Vata Ausgleich

Die letzte Kurphase ist durch die Darmreinigung mit Einläufen geprägt. Sie wirken insbesondere Vata ausgleichend und sind im Ayurveda als „Vasti“ oder „Basti“ bekannt. Vata hat seinen „Sitz“ im Bereich des Dickdarmes. Man unterscheidet nährend ölige Einläufe und wässrig reinigende basierend auf Kräuterabkochungen. Einläufe kommen auch bei westlichen Naturheilverfahren im Rahmen der „Darmreinigung“ zum Zuge, ich empfinde sie nicht als unangenehm und schwöre ebenfalls auf die Heilwirkung. Von Zeit zu Zeit habe ich mir ohnehin zur Gewohnheit gemacht, diese auch für mich zu Hause einzusetzen.

Meine Pitta Energie hat sich inzwischen entspannt, mein Vata hingegen merke ich aktuell noch. Gut, dass ich noch zwei „Vasti-Tage“ vor mir habe. Doch langsam kehrt auch wieder mehr Energie zurück und ich gewinne an Stärke zurück.

Die täglichen auf meine Konstitution abgestimmten Anwendungen wie Ganzkörperölungen und Stirngüsse genieße ich nun in vollen Zügen. Hatte ich Anfangs noch etwas Mühe, meinen Tag ganz ruhig zu gestalten, so ist bei mir inzwischen Tiefenentspannung eingekehrt. Ich schaue täglich in der Küche vorbei und genieße den Austausch und die wertvollen Informationen vom Ayurveda Koch hier. Auch erhalte ich Einblick in die klinikeigene Ayurveda Produktionsstätte, in der alle Öle und verabreichten Medikamente direkt und ganz frisch hergestellt werden. Hier kann ich viel lernen und finde die verwendeten Pflanzen und Kräuter teils im hauseigenen Ayurveda Garten wieder. Wir tauschen uns über Unterschiede bei der Rezeptur der Kräuterstempel hier und in Deutschland aus und ich finde allerlei Mittel, die wir auch bei uns verwenden.

Die Ernährung während der Kur

Das Essen während der Kur sollte warm, gekocht und leicht verdaulich sein. Außerdem pflanzenbasiert also vegan/vegetarisch mit Ghee zubereitet. Fleisch, Fisch Rohkost und frisches Obst stören dein Verdauungsfeuer, das es zu entlasten gilt, um einen optimalen Therapieverlauf zu ermöglichen.

Morgens lieber eine kleine Portion Porridge/Getreidebrei, Suppe (Reissuppe oder grüne Suppen) oder wenn du es magst die typischen indischen Frühstücksgerichte wie Idli (gedämpfte Reiskuchen) mit einem Chutney oder Sambar. Mittags ein ausgewogenes Essen hier u.a. bestehend aus einer kleinen Suppe mit verdauungsanregenden Gewürzen, braunem Reis, Dal (Linsengericht), Gemüsecurry und etwas eingelegter Amla-Frucht. Ein kleines leichtes Abendessen mit Reis oder Chapati und Gemüsecurry, oder Suppen und Eintöpfe wie der Kur-Klassiker Kitchari (Reis-Mungbohnen-Eintopf).

Zum Trinken gibt’s warmes/heißen Wasser und warme/lauwarme Kräutertees, zum Beispiel mit dem mental ausgleichenden Tulsi – heiliges indisches Basilikum. Je nach Konstitution und Wetter kannst du auch einen Ingwertee oder einen leichten Gewürztee mit etwas Zimt, Nelke und Ingwer genießen. Alkohol und Kaffee sind während der Kur nicht erlaubt und sollten bestmöglich generell reduziert oder ganz darauf verzichtet werden.

Strahlen von innen & außen

Nun sind die letzten Tage meiner Kur gekommen. Im Garten spricht mich eine Dame an, dass ich eine so wunderbar strahlende Haut und leuchtende Ausstrahlung hätte. Ja so fühle ich mich jetzt. Wunderbar genährt, entspannt und aufgeladen.

Meine Vata Energie hat sich zwischenzeitlich beruhigt und mein Agni Verdauungsfeuer ist zurückgekehrt.

Ich merke, dass ich nun auch für die Rückreise gestärkt bin. Bei einem abschließende Gespräch mit dem Ayurveda Arzt klären wir noch einige Fragen und ich erhalte Kräuter für mit nach Hause. Da ich hier an der frischesten Quelle mit eigener Produktion bin, versorge ich mich noch mit einigen zusätzlichen Kräutern und Ayurveda Produkten, so viel wie noch ins volle Gepäck passt. Meine Reise ist nun bereits durch die Ausbreitung de Corona Virus geprägt. Mein Flug geht planmäßig, mit einem Nasenöl, Mundmaske und guter Gesundheit nach dieser wunderbaren Kur ausgestattet geht's wieder Richtung Deutschland.

Ich bin so dankbar über diese so wertvolle Zeit, die ich mir mal wieder für mich selbst gegönnt habe! Gerade auch für Menschen wie mich, die mit Ayurveda selbst arbeiten, ist es so wichtig, auch sich selbst regelmäßig aufzutanken.

Aho – bitte bald wieder!

Hast du selbst Interesse an einer Ayurveda Kur? Bei Neue Wege Reisen bekommst du mit dem Stichwort „Spirited - Ayurveda & Coaching“ einen 50,- € Gutschein, diesen kannst Du nach Deiner Reise/Kur bei mir für ein (telefonisches) Beratungsgespräch (40 Min.) mit Tipps für die Umsetzung von Ayurveda im Alltag einlösen.

Viel Gesundheit wünsche ich Dir! Namasté Deine Tina

♥♥♥

Du darfst den Artikel gerne teilen.

Du findest mich auf Facebook und Instagram tina_wagner_holyhealth

Ich freue mich von Dir zu hören! Deine Tina

bottom of page